Ein weiteres aufsehenerregendes PFAS-Projekt der R & H Umwelt
Zu den großen PFAS-Schadensfällen in einer ehemaligen Raffinerie in Ingolstadt und aufgrund der illegalen Einleitung von Löschschaummitteln in die Oberflächenkanalisation und in das Grundwasser in der Gemeinde Eggstätt, die beide unter der Leitung der R & H erkundet wurden und aktuell saniert werden, gesellt sich ein weiterer PFAS-Schadensfall mit überregionaler Aufmerksamkeit:
die weitläufigen PFAS-Verunreinigungen im Raum Leinburg – Birkensee – Stadt Röthenbach nordöstlich von Nürnberg.
Diepersdorf | Im Nürnberger Reichswald rund um den Birkensee und im See selbst wurden bereits vor Jahren PFAS-Verunreinigungen entdeckt. Unsere Gutachterin der R & H, Dagmar Gebert, hat jetzt im Auftrag der Gemeinde Leinburg umfassende Untersuchungen durchgeführt, die Erklärungen für die bis dato nicht zuordenbaren PFAS-Verunreinigungen im Birkensee und im Industriegebiet der Stadt Röthenbach liefern.
Genauere Informationen und Begriffserklärungen zu PFAS finden Sie hier.
Was ist vorgefallen?
Der Birkensee mit seinen im Badewasser entdeckten PFAS-Verunreinigungen beschäftigt seit 2015 sowohl die Behörden als auch die Öffentlichkeit in erheblichem Ausmaß. Zeitweise wurden für den Birkensee sogar Badeverbote wegen der PFAS ausgesprochen. Unklar waren bis vor kurzem jedoch die Quellen der Verunreinigungen im Grundwasser.
Über Jahre standen mehrere potenzielle Verursacher im Fokus, angefangen von einer Galvanik in der Gemeinde Diepersdorf über verschiedene Sandgruben im Untersuchungsgebiet bis hin zu Unfällen auf den Autobahnen im Südosten des Gebietes und dem Birkensee selbst.
Bereits ab 2012 waren erhöhte PFAS-Konzentrationen (v.a. PFOS) im Klärschlamm der Kläranlage Leinburg/Diepersdorf, die auch die Abwässer der Galvanik behandelt, gemessen worden. Seit 2015 kamen ungeklärte PFOS-Verunreinigungen im Birkensee hinzu. Gingen die Behörden zunächst von getrennten Schadensfällen und unterschiedlichen Ursachen, wie z.B. Müllablagerungen im Birkensee, aus, stellten der anschließende Fund von PFAS im Grundwasserzustrom der Sandgrube Seelach und die 2018 in den Tiefbrunnen des Röthenbacher Unternehmens Graphite Cova entdeckten erhöhten PFAS-Werte diese Vermutungen in Frage.
Da die Gemeinde Leinburg endlich Klarheit haben wollte, ob und in welchem Umfang die PFAS-Verunreinigungen im Birkensee und im Industriegebiet Röthenbach ggf. auf die Kläranlage selbst zurückzuführen sind, beauftragte sie die R & H Umwelt GmbH im Jahr 2021 mit einem umfassenden Untersuchungsprogramm.
Ergebnisse der Untersuchungen:
Unser Team konnte bei den großangelegten Beprobungen verschiedener Medien rund um die Kläranlage Leinburg von November 2021 bis Juli 2022 nachweisen, dass weiterhin in allen untersuchten Medien (Abwasser, Sielhaut und Klärschlamm) die relevanten PFAS-Vertreter PFOS und H4PFOS nachweisbar sind und der Kläranlage zufließen.
Obwohl PFOS seit 2012 nicht mehr verwendet wird, ist es jedoch noch immer in allen Rohrleitungen und Kanälen vorhanden.
Unsere R & H Projektleiterin Dagmar Gebert erklärt die Problematik: „Die Chemikalie aus der Gruppe der PFAS setzt sich auch auf Oberflächen fest, haftet dort über Jahrzehnte und taucht deshalb weiterhin in geringen Konzentrationen im Abwasser auf.“ In der Kläranlage wird PFOS aber mittlerweile vom Klärschlamm vollständig zurückgehalten, das Ersatzprodukt H4PFOS hingegen läuft ungehindert durch die Kläranlage hindurch und wird in den Finstergraben eingeleitet.
Untersuchungen des Oberflächenwassers und des Sediments des Finstergrabens sowie dreier, der Kläranlage nachgeschalteten, Versickerungsflächen zeigten aber vor allem sehr hohe PFOS-Verunreinigungen, die hauptursächlich für die PFAS-Verunreinigungen im quartären Grundwasser in Richtung Sandgrube Seelach aber auch im Birkensee und im Industriegebiet Röthenbach sein dürften. Unklar ist jedoch, wer dafür als Handlungs- oder Zustandsstörer in Frage kommt. Die Theorie von mehreren Schadensquellen bleibt weiterhin möglich, da z.B. bei einem Großbrand von 1982 innerhalb des Industriegebiets Diepersdorf vermutlich große Mengen von PFOS-haltigem Löschschaum eingesetzt wurden.
Laut unseren R & H Expert:innen deuten die Untersuchungsergebnisse aber mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass sich eine PFAS-Schadstofffahne über eine Grundwasser-Rinne von der Diepersdorfer Kläranlage über den Birkensee bis ins Industriegebiet Röthenbach zieht.
Die Ergebnisse der Untersuchungen im Umfeld der Kläranlage Leinburg/Diepersdorf wurden am 13.10.2022 im Rahmen einer Veranstaltung im großen Sitzungssaal des Landratsamtes Nürnberger Land von unserem Geschäftsführer Peter Swoboda der breiten Öffentlichkeit anschaulich erläutert und mit den Ergebnissen der Untersuchungen des Birkensees durch das Büro TAUW in Deckung gebracht. Herr Swoboda bedankte sich dabei für die umfassende und parteienübergreifende Unterstützung des gesamten Gemeinderates Leinburg, ohne die die Lösung der Fragestellung nicht möglich gewesen wäre.
Obwohl die Ursachen der großflächigen PFAS-Verunreinigungen damit weitestgehend geklärt werden konnten, sind weder der Umfang der Verunreinigungen noch die tatsächlichen Handlungs- und Zustandsstörer im Detail bekannt. Beide Fragestellungen müssen in den kommenden Monaten bzw. vielleicht sogar Jahren, geklärt werden, wofür ein erheblicher Kosten- und Verwaltungsaufwand erforderlich sein wird. Bevor diese Punkte nicht geklärt sind, sind auch keine belastbaren Aussagen zu möglichen Sanierungsmaßnahmen zu treffen. Laut Herrn Swoboda ist aber unstrittig, dass das weitere Vorgehen in enger Zusammenarbeit aller beteiligten Behörden, Firmen und Gemeinden erfolgen muss, ansonsten wird die Maßnahme weder zeitlich noch finanziell in einem überschaubaren Rahmen umzusetzen sein. Hier einen „schwarzen Peter“ zu suchen, hält Herr Swoboda für extrem ungünstig, da bis dato jeglicher Umgang mit PFOS und H4PFOS und auch alle Einleitungen der PFAS in die Kläranlage im Rahmen des gesetzlich Zulässigen stattgefunden haben.
Lesen Sie mehr dazu in den Presseveröffentlichungen:
- Nürnberger-Land: Klärwerk kommt Leinburgern teuer.
- Nürnberger Nachrichten: Woher kommt der Schadstoff im Reichswald. Die Spur führt in Richtung Diepersdorf
- Nürnberger Nachrichten: Schadstoff PFOS rund um den Birkensee. Wie sicher ist das Trinkwasser?
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